Gradierwerk
Gradierwerk, pixabay/Foto illustrativ

Das Lüneburger Gradierwerk im Kurpark erhält eine neue Funktion. Neben seiner historischen Aufgabe wird es künftig auch zur Energiegewinnung beitragen. Mit Solarpaneelen auf dem Dach wird das denkmalgeschützte Bauwerk ab 2027 Wärme für das Kurzentrum liefern. Bereits jetzt zählt es zu den ersten seiner Art in Deutschland, die diese doppelte Aufgabe übernehmen.

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Dirk Günther ersetzt Erdwärme durch Photovoltaik

Die ursprüngliche Planung sah vor, Erdwärme unter dem Kurpark zu nutzen. Doch die Strategie wurde geändert. Dirk Günther, Geschäftsführer der eigens gegründeten Salva GmbH, stellte im Wirtschaftsausschuss ein neues Konzept vor. Die Firma soll für das Kurzentrum SaLü alternative Energiequellen erschließen.

Statt Erdwärme setzt man nun auf Photovoltaik-Wärmepumpen. Diese sollen auf den Dächern des Kurzentrums und des Gradierwerks installiert werden. Günther erklärte, dass diese Anlagen bis zu 38 % des Wärmebedarfs decken könnten. Das übertreffe die mögliche Leistung der Geothermie.

Fortluft ersetzt Fernwärme

Ein weiteres Element des neuen Energiekonzepts ist die Nutzung von Abluft. Die sogenannte Fortluft wird künftig als Wärmequelle eingesetzt. Ihr Vorteil liegt in der ständigen Verfügbarkeit während des Tagesbetriebs. Zudem entstehen geringere Investitionskosten im Vergleich zu Bohrungen.

Laut Günther könnte diese Technik bis zu 47 % des Wärmebedarfs decken. Damit ließen sich insgesamt 60 % der bisher genutzten Fernwärme ersetzen. Von den verfügbaren 4,9 Millionen Euro würden in dieser ersten Ausbaustufe lediglich 3 Millionen verwendet.

Schwarzdorn, Solarschindeln und Denkmalschutz

Das Gradierwerk wurde zuvor mit Schwarzdornreisig neu bestückt. Die Bedorner benötigten dafür nur zwei Wochen. Parallel dazu begann die Vorbereitung für die Integration der Solartechnik. 102 Solarmodule auf dem Dach sollen jährlich rund 25.000 Kilowattstunden Strom erzeugen.

Überraschend positiv fiel die Reaktion des Denkmalschutzes aus. Zum Einsatz kommen keine herkömmlichen Solarpaneele, sondern spezielle Solarschindeln aus der Schweiz. Diese ähneln optisch klassischen Dachziegeln und fügen sich in das Erscheinungsbild des historischen Gebäudes ein.

Energie nur für den Eigenbedarf des SaLü

Das neue Energiekonzept dient ausschließlich der Selbstversorgung. Eine Einspeisung ins öffentliche Netz ist nicht vorgesehen. Günther stellte klar, dass die Salva GmbH keine Rolle als Energiehändler übernimmt.

Mitte bis Ende Juni wird das Gradierwerk wieder seine traditionelle Funktion als Luftverbesserer aufnehmen. Die erste Wärmeeinspeisung vom Dach ist für Anfang 2027 geplant. Die Verzögerung von sechs Monaten resultiert aus notwendigen Bohrarbeiten. Insgesamt wurden 58 Pfeile in den Boden gesetzt, um das Gebäude auf die neue Aufgabe vorzubereiten.

Damit gehört das Lüneburger Gradierwerk zu den ersten historischen Bauten in Deutschland, die aktiv zur Energiewende beitragen.

Quelle: Landszeitung Winsener Anzeiger