Polizei untersucht Drohnensichtungen
Polizei untersucht Drohnensichtungen, pixabay/Foto illustrativ

Im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg kam es im März zu mehreren ungewöhnlichen Drohnensichtungen. Besonders besorgniserregend ist die Nähe zum atomaren Zwischenlager Gorleben. Die Vorfälle werfen Fragen zum Schutz der Anlage auf.

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Sichtung bei Höhbeck-Vietze sorgt für Aufsehen

Am 31. März beobachtete ein Bewohner von Höhbeck-Vietze eine ungewöhnlich große Drohne über seinem Haus. Der Mann berichtete von einem „Wahnsinnslärm“, der ihn gegen 23 Uhr aufschreckte. Beim Blick nach oben sah er ein Flugobjekt mit mindestens drei Metern Spannweite und zwei Positionslichtern. Es habe ihn an einen Tarnkappenbomber erinnert. Der Ingenieur alarmierte daraufhin die Polizei. Diese bestätigte den Vorfall und leitete ihn an die Flugsicherung weiter.

Ein weiterer Drohnenflug wurde bereits Mitte März bei Waddeweitz gemeldet. Auch dieser Ort liegt im Landkreis Lüchow-Dannenberg, unweit von Gorleben. Die Polizei geht den Hinweisen nach.

Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg schlägt Alarm

Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg warnt vor Sicherheitslücken im Zwischenlager Gorleben. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Gruppe auf unzureichende Schutzmaßnahmen hingewiesen. Zwar wurde rund um die Castor-Halle eine zehn Meter hohe Mauer errichtet, doch diese sei bei einer Hallenhöhe von 20 Metern nutzlos. Auch die dünne Dachkonstruktion bereite Sorgen.

Die Initiative fordert effektive Schutzmaßnahmen gegen potenzielle Angriffe aus der Luft. Die Drohnensichtungen seien ein erneuter Beweis dafür, dass die Risiken nicht unterschätzt werden dürfen. Für Ehmke und seine Mitstreiter ist klar: Der aktuelle Zustand bietet keinen ausreichenden Schutz.

Zahl der Drohnenvorfälle steigt deutlich

Im Jahr 2024 registrierte die Polizei in Niedersachsen bereits 131 Drohnensichtungen. Das geht aus Zahlen des Innenministeriums in Hannover hervor. Zum Vergleich: 2023 waren es 70 Fälle, im Jahr davor 41. Diese Entwicklung zeigt einen klaren Anstieg.

Laut einer Recherche von drei deutschen Medien handelt es sich um Drohnen mit Spannweiten zwischen drei und sechs Metern. Das Innenministerium hält es für möglich, dass einige der Flugobjekte russischen Ursprungs sein könnten. Der Verdacht: Spionageflüge über sicherheitsrelevanten Objekten.

Experten zweifeln an Schutzwirkung baulicher Maßnahmen

Der Bau von Mauern allein reicht nach Einschätzung von Fachleuten nicht aus, um moderne Drohnentechnologie aufzuhalten. Fluggeräte dieser Art können Höhenunterschiede leicht überwinden. Zudem sind sie oft schwer zu orten.

Die aktuellen Vorfälle zeigen, dass Sicherheitskonzepte überarbeitet werden müssen. Eine effektive Drohnenabwehr könnte künftig zur Grundausstattung sensibler Einrichtungen gehören. Die Region um Gorleben steht dabei besonders im Fokus.

 Quelle: NDR