Neubau dringend nötig im Landkreis Lüneburg
Neubau dringend nötig im Landkreis Lüneburg, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Im Landkreis Lüneburg wird der Wohnraum knapp. Rund 2.500 Wohnungen fehlen, während gleichzeitig 1.540 seit mindestens einem Jahr leer stehen. Laut einer Analyse des Pestel-Instituts verschärft sich die Lage weiter. Besonders die Verbindung von Bevölkerungszuwachs, steigender Beschäftigung und stagnierendem Wohnungsbau stellt die Region vor große Herausforderungen.

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Wohnungsdefizit im Landkreis Lüneburg

Die Forscher des Pestel-Instituts haben in ihrer Untersuchung den Bestand, die demografische Entwicklung sowie die Prognosen für Arbeitsmarkt und Beschäftigung im Landkreis analysiert. Matthias Günther, Chef-Ökonom des Instituts, betont, dass jährlich rund 1.450 neue Wohnungen entstehen müssten, um den Bedarf in den kommenden fünf Jahren zu decken.

Doch die Realität sieht anders aus. Im ersten Halbjahr wurden nur 84 Baugenehmigungen für neue Wohnungen erteilt. Diese Zahl liegt weit unter dem benötigten Niveau. Günther spricht von einem „Wohnungsbau mit angezogener Handbremse“. Ohne politische Unterstützung werde es unmöglich sein, den Mangel zu beheben.

In diesem Zusammenhang verweist der Experte auch auf strukturelle Probleme, die in anderen Bereichen des Landkreises spürbar sind. So zeigen Projekte wie die Nutzung von Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern, wie stark Energie- und Baupolitik miteinander verflochten sind.

Pestel-Institut fordert zinsgünstige Baufinanzierung

Für Matthias Günther gibt es ein zentrales Mittel, um die Lage zu verbessern: günstiges Baugeld. Er fordert ein bundesweites Zinsprogramm mit einem Höchstsatz von 2 Prozent. Dadurch könnten sowohl private Bauherren als auch Investoren wieder aktiv werden. „Mit einem Niedrigzins-Baugeld würde der Bund einen wirklichen Turbo für den Neubau von Wohnungen starten“, erklärt Günther.

Die Studie wurde im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellt. Präsidentin Katharina Metzger kritisiert, dass die Bundesregierung bisher zu wenig unternimmt. Die angekündigten Maßnahmen wirkten nur langfristig. Von einem „Wohnungsbau-Turbo“ sei in Lüneburg und anderen Regionen nichts zu spüren.

Ein Blick auf die wirtschaftliche Situation zeigt, dass der Wohnungsbau auch die regionale Konjunktur antreiben könnte. Wenn der Bau stagniert, verlieren Unternehmen und Arbeitskräfte ihre Basis. Ähnliche wirtschaftliche Auswirkungen sind in anderen Bereichen Niedersachsens zu beobachten, etwa bei den bedrohten Arbeitsplätzen in Lüneburg.

Bundesweite Regelungen bremsen Bauaktivität

Neben den hohen Zinsen gelten komplizierte Vorschriften als weiteres Hindernis. Das Pestel-Institut kritisiert die Vielzahl an Auflagen, die in den letzten zehn Jahren eingeführt wurden. Würde der Bund diese Vorschriften zurücknehmen, könnten schneller und kostengünstiger neue Wohnungen entstehen.

Der BDB sieht vor allem überzogene Energiesparregeln als Kostentreiber. Diese hätten wenig für die Umwelt gebracht, aber das Wohnen deutlich verteuert. Auch in Lüneburg seien viele Bauvorhaben aus wirtschaftlichen Gründen gestoppt worden.

Die Forderung nach vereinfachten Bauvorgaben passt zu anderen Initiativen im Landkreis, die auf nachhaltige, aber praktikable Lösungen setzen. So soll etwa der geplante Energiepark in Gorleben zeigen, wie Wirtschaft und Umwelt im Gleichgewicht stehen können.

Zukunftsperspektiven für den Wohnungsmarkt

Die Situation bleibt angespannt. Ohne entschlossene Schritte von Bund und Land wird der Wohnraummangel weiter wachsen. Die Experten betonen, dass neben finanziellen Anreizen auch bürokratische Entlastungen notwendig sind. Nur mit klaren Maßnahmen kann der Landkreis Lüneburg in den kommenden Jahren den Bedarf von jährlich 1.450 Wohnungen decken.

Die Zahlen verdeutlichen, dass der Wohnungsbau nicht nur eine soziale, sondern auch eine wirtschaftliche Aufgabe ist. Er beeinflusst Beschäftigung, Infrastruktur und Lebensqualität der gesamten Region. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Politik die geforderte Trendwende einleitet.

Quelle: Lüneburg Aktuell