Im Landkreis Lüneburg haben Beschäftigte im vergangenen Jahr rund 2 Millionen Überstunden geleistet. Etwa 1,1 Millionen davon waren unbezahlt. Diese Zahlen veröffentlichte das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Besonders betroffen war die Gastronomie, in der fast jede zweite zusätzliche Stunde ohne Entgelt blieb.
Inhaltsverzeichnis;
- Hotels und Gaststätten in Lüneburg
- Steffen Lübbert kritisiert Regierungspläne
- Auswirkungen auf Gesundheit und Familien
- Forderungen der NGG Lüneburg
- Appell an Bundestagsabgeordnete
Hotels und Gaststätten in Lüneburg
Allein in Hotels, Restaurants, Gaststätten und Biergärten im Landkreis wurden 45.000 Überstunden registriert. Köche, Kellnerinnen und Barkeeper arbeiteten oft über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus. Nach den Auswertungen des Pestel-Instituts waren 52 Prozent dieser Mehrstunden nicht bezahlt. Grundlage der Berechnung waren bundesweite Durchschnittsdaten der Bundesagentur für Arbeit, die auf die Beschäftigtenzahlen im Kreis angewendet wurden.
Die NGG warnt davor, dass sich diese Situation noch verschärfen könnte. Grund dafür sind Pläne der Bundesregierung, die Regelungen zur Arbeitszeit zu verändern. Geplant ist, den 8-Stunden-Tag und die wöchentliche Höchstarbeitszeit abzuschaffen.
Steffen Lübbert kritisiert Regierungspläne
Steffen Lübbert von der NGG Lüneburg weist auf die möglichen Folgen hin. Schon heute beträgt die zulässige Arbeitszeit bis zu 48 Stunden pro Woche. In Spitzenfällen sind sogar 60-Stunden-Wochen möglich. Würde die geplante Änderung umgesetzt, könnten Arbeitgeber bis zu 12 Stunden und 15 Minuten pro Tag verlangen. Daraus ergäben sich 73,5 Stunden pro Woche bei einer Sechs-Tage-Woche.
Diese Zahlen zeigen eine deutliche Ausweitung gegenüber den derzeitigen Grenzen. Laut Lübbert drohen „Extrem-Arbeitswochen“, die Beschäftigte an ihre physischen und psychischen Grenzen bringen würden.
Auswirkungen auf Gesundheit und Familien
Die Gewerkschaft verweist auf Risiken für die Gesundheit. Nach acht Stunden Arbeitszeit steigt die Unfallgefahr stark an. Längere Schichten können Herz-Kreislauf-Probleme, Stoffwechsel-Erkrankungen oder Burnout nach sich ziehen. Dazu kommt die Belastung für Familien.
Viele Beschäftigte müssen Arbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen miteinander vereinbaren. 57 Prozent aller Teilzeitstellen im Landkreis Lüneburg werden von Frauen ausgeübt. Lange Arbeitstage erschweren ihre Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Betreuungszeiten in Kitas und Horten passen nicht zu Zwölf-Stunden-Schichten. Dadurch droht eine Rückkehr zum klassischen Alleinverdienermodell.
Forderungen der NGG Lüneburg
Die Gewerkschaft nennt mehrere Punkte, die statt längerer Arbeitszeiten nötig seien:
- Bessere Arbeitsbedingungen
- Verlässliche und planbare Schichtzeiten
- Systematische Qualifizierung und Ausbildung
- Mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Lübbert betont, dass flexible Arbeitszeiten bereits heute möglich seien, etwa durch Tarifverträge. Zusätzliche Veränderungen im Arbeitszeitgesetz seien nicht erforderlich.
Appell an Bundestagsabgeordnete
Die NGG Lüneburg richtet einen Appell an die Bundestagsabgeordneten der Region. Sie sollen verhindern, dass die Bundesregierung den 8-Stunden-Tag aufweicht. Statt Arbeitszeitmodelle auszudehnen, müssten Lösungen gegen den Fachkräftemangel gefunden werden.
Fehlendes Personal könne nicht durch längere Schichten ersetzt werden. Nur bessere Arbeitsbedingungen und gezielte Ausbildung könnten hier Abhilfe schaffen. Die Gewerkschaft warnt vor einem „Arbeitszeit-Monopoly“, das Beschäftigte überlastet und den Druck auf Familien weiter erhöht.
Quelle: Lüneburg Aktuell