Gefahr für Honigbienen wächst
Gefahr für Honigbienen wächst, Foto: pixabay

Mehr als 100 Sichtmeldungen der invasiven Hornissenart Vespa velutina beunruhigen Imker und Behörden in Niedersachsen. Ein koordiniertes Vorgehen soll helfen, weitere Ausbreitung zu verhindern.

Inhaltsverzeichnis:

Zunehmende Präsenz in Niedersachsen

2023 wurden in Niedersachsen erstmals einzelne Exemplare der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) gesichtet. Bereits im Folgejahr erreichten über 100 Sichtmeldungen den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN). Besonders betroffen ist der Raum westlich der Weser. Die aus Südostasien stammende Art wird seit 2016 auf der EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten geführt und breitet sich seit 2014 massiv in Deutschland aus.

Die Hornisse stellt insbesondere für die Imkerei eine akute Bedrohung dar. Denn auf ihrem Speiseplan stehen auch heimische Honigbienen. Imkerinnen und Imker befürchten massive Schäden für Bienenvölker und deren Bestände. Um die Lage zu besprechen, luden das Umweltministerium, das Agrarministerium, die Imkerverbände sowie das Institut für Bienenkunde in Celle und der NLWKN zu einem Runden Tisch ein.

Christian Jockheck und Jürgen Frühling fordern koordiniertes Handeln

Die Vorsitzenden der Landesverbände „Imker Weser-Ems“ und „Hannoverscher Imker“ betonten bei dem Treffen die Notwendigkeit eines faktenbasierten Umgangs. Weder Verharmlosung noch Panikmache sei zielführend. Einigkeit bestand darin, dass die Art in Niedersachsen nicht mehr vollständig entfernt werden könne. Vielmehr gehe es nun um ein gezieltes Management.

Ab März 2025 gilt für Vespa velutina Artikel 19 der EU-Verordnung 1143/2014, was die Art als „weit verbreitet“ einstuft. Zuvor unterlag sie Artikel 16, welcher eine sofortige Beseitigung forderte. Nun können Maßnahmen situativ und nach Kosten-Nutzen-Verhältnis angepasst werden. Nicht wirksame oder übermäßig teure Maßnahmen dürfen entfallen.

Ein zentrales Ziel sei es, durch Meldungen gesichteter Tiere und Nester einen Überblick über die Ausbreitung zu gewinnen. Die Imker vor Ort leisten hier durch ihr Fachwissen einen wesentlichen Beitrag. Die Plattform zur Meldung steht unter www.neobiota-nord.de zur Verfügung. Zusätzlich können Sichtungen – möglichst mit Foto – direkt an den NLWKN gemeldet werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Vespa velutina stammt ursprünglich aus Südostasien

Die invasive Art wurde vermutlich 2004 mit Importwaren nach Frankreich eingeschleppt. Seither verbreitet sie sich unaufhaltsam. In Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen ist die Hornisse bereits weit verbreitet. In Niedersachsen nimmt die Zahl der Funde nun ebenfalls stark zu.

Die Tiere erreichen eine Körperlänge von 2,4 bis 3 cm und sind schwarz-gelb gestreift. Sie ernähren sich überwiegend von anderen Insekten – darunter Fliegen, Spinnen und auch Honigbienen. Nektar wird ebenfalls aufgenommen. Besonders im Sommer kann der Anteil von Honigbienen in ihrer Ernährung lokal sehr hoch sein.

In den letzten zehn Jahren wurden bundesweit umfangreiche Maßnahmen zur Ausrottung ergriffen. Trotzdem gilt die Asiatische Hornisse inzwischen als etabliert. Vollständige Beseitigung erscheint aus fachlicher Sicht nicht mehr realistisch.

Keine Gefahr für gesunde Menschen

Berichte über „Killer-Hornissen“ entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Studien zeigen: Die Asiatische Hornisse ist nicht aggressiver als die heimische Europäische Hornisse (Vespa crabro). Beide Arten greifen Menschen nur zur Verteidigung an, insbesondere bei Neststörung.

Gefährlich sind Stiche lediglich für Menschen mit Insektengiftallergien. Die Tiere gehören zur Familie der Faltenwespen und verhalten sich in der Regel friedlich. Die Sensibilisierung der Bevölkerung und sachliche Informationen bleiben entscheidend, um unnötige Ängste zu vermeiden.

Maßnahmen zur Bekämpfung neu bewertet

Durch die Umstellung auf Artikel 19 der EU-Verordnung können künftig gezieltere Entscheidungen getroffen werden. Maßnahmen sollen auf Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Ein umfassendes Maßnahmenblatt liegt bereits vor und fasst sinnvolle Vorgehensweisen zusammen.

Zu den empfohlenen Maßnahmen zählen:

  • Frühe Erkennung und gezielte Meldung von Nestern
  • Fachgerechte Beseitigung nach Risikoprüfung
  • Sensibilisierung und Schulung von Imkern und Bevölkerung
  • Monitoring durch Fachinstitutionen

Das Land Niedersachsen wendet dabei einheitliche Bewertungskriterien an, um Prioritäten bei invasiven Arten festzulegen. Die Rolle der Imkerschaft bleibt dabei zentral – sie beobachten, melden und unterstützen aktiv das Management dieser Herausforderung.

Die Entwicklung der Vespa velutina bleibt dynamisch. Behörden, Wissenschaft und Imker ziehen gemeinsam an einem Strang, um die Ausbreitung der invasiven Hornisse zu kontrollieren und Schäden für die heimische Insektenwelt möglichst gering zu halten.

Quelle: Luneburg Aktuell, YouTube